Wohn- und Gewerbehaus

Sanierung (Denkmalpflege)

Das Areal mit Wohnhaus, Werkstatt, Büroräumlichkeiten und Innenhof befindet sich an zentraler Lage mitten in Zürich, in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. Der 1889 erbaute Gebäudekomplex mit Hauptbau und angebauten Gewerbeteil besticht durch seine geschichtliche und architektonische Qualität und ist im Inventar der Denkmalpflege als kommunal schützenwertes Projekt eingetragen.Nach einer umfassenden Analyse des Gebäudekomplexes konnte eine nachhaltige Immobilienstrategie festgelegt werden.
Das Ensemble von Wohnhaus, Werkstattgebäude und Hofgebäude an der Hafnerstrasse mit Baujahr 1889 und 1893 ist für die Stadt Zürich ein wichtiger städtebaulicher, sozial- und wirtschaftshistorischer, bautypologischer sowie baukünstlerischer Zeuge. Es stellt ein seltenes und wertvolles Beispiel seines Bautyps mit Baujahr vor 1900 und für das Industriequartier eines der wenigen noch verbliebenen, bauzeitlich derart vollständig und gut erhaltenen Wohnhäuser mit direkt angebautem Werkstattgebäude und Hofausbildung dar.
Dem Wohnhaus kommt mit seinem repräsentativen Habitus als Eckgebäude eine prägende Rolle im Strassenraum zu. Die Positionierung auf der Parzelle, die klare Unterordnung der Werkstatt in der Höhenentwicklung sowie die Ausbildung des
markanten, umlaufenden Mansardwalmdaches definieren es deutlich als Haupthaus. Das Werkstattgebäude fügt sich räumlich zurückhaltend, aber baukünstlerisch den
anstossenden Wohnbauten angemessen in den Blockrand ein. Der Haupteingang zu allen Bauten befindet sich im grossen (Werk-) Hof. So bilden die Bauten ein städtebaulich, räumlich und funktional zusammenhängendes historisches Ensemble eines Familienbetriebs mit unterschiedlichen Nutzungen (Lagerräume, Werkstätten, Umschlagplatz, Wohnhaus), die sich um den zur Strasse hin geöffneten Hofraum gruppieren.

Dem offenen Werk- und Erschliessungshof als zentralem räumlichem und betrieblichem Bindeglied zwischen den einzelnen Bauten kommt damit eine grosse Bedeutung für das Verständnis des Ensembles zu. Insgesamt kommt den Bauten als beispielhafte Zeugnisse der Lebensumstände des 19. und grosser Teile des 20. Jahrhunderts im Kreis 5 auch sozial- und wirtschaftshistorische Bedeutung zu. Das Areal ist in einem schlechten Zustand und muss technisch wie baulich auf den aktuellen Stand gebracht werden. Dabei sollen Charakter sowie geschichtliche und architektonische Qualitätebehalten und gestärkt werden. 

In Zusammenarbeit mit der Denkmlapflege der Stadt Zürich sowie weiteren Ämtern wurde ein stimmiges Gesamtkonzept erarbeitet. So soll das Hauptgebäude mit gezielten und sorgfältigen Eingriffen punktuell aufgewertet werden, ohne dass dabei die vorhandenen Qualitäten geändert, geschweige denn verschlechtert werden. Auch das Werkstattgebäude soll in seiner Struktur und Ausstattung beibehalten und dabei die wesentlichen denkmalpflegerischen Bauteile belassen werden. Im Sinne einer natürlichen Weiterentwicklung wird das Areal durch einen viergeschossigen, winkelförmigen Neubau ergänzt. Der Neubau fügt sich dank der einfachen, gut proportionierten Volumentrie und der Verwendung der gleichen Materialiserung mit einer Sicht-Backstein-Fassade gut in das bestehende Gefüge ein, ordnet sich aber bewusst dem Hauptgebäude unter. Der daraus entstehende wohl proportionierte Innenhof bildet ein Kontakt- und Bewegungsort aller Nutzer auf dem Areal. Somit kann die Geschichte mit dem Innenhof als aktiver Verbindungsort weitergebaut und aufgewertet werden. Der Sanierungsumfang des Hauptgebäudes besteht aus der Instandsetzung resp. wenn notwendig einem eins-zu-eins-Ersatz von Dach, Fenster, Balkone und Sonnenschutz, Ersatz der Elektroinstallationen, sowie komplette Fallstrangsanierung mit Nasszellen und Küchen. Die Raumstruktur mit dem Wohnungsmix bleibt bestehen.
Die Deckenkonstruktionen müssen aus statischen wie auch aus brandschutztechnischen Gründen aufgewertet werden. Dabei sollen alle schützenswerten Boden- und Deckenbeläge nach Möglichkeit bestehen bleiben oder instand gestellt werden.

Das Werkstattgebäudewird wie das Hauptgebäude instand gestellt. Die Grundrissstruktur sowie der Wohnungsmix wird den aktuellen Bedürfnissen angepasst.
Weiter sind aus statischen und erdbebentechnischen Gründen Verstärkungen an den Innenwänden und Decken unablässig. Detailausführung muss in Absprache mit der Denkmalpflege Stadt Zürich sowie weiteren Behörden definiert werden.

Die aus wirtschaftlicher sowie nachhaltiger Sicht notwendige Verdichtung wird mit dem Neubau des
H43 geschaffen. Der viergeschossige Neubau soll direkt an den bestehenden Turmbau H43 angebaut
werden.

Mit dieser Massnahme kann zum einen der Turm nutzbar und zum andern eine städtebauliche wie auch architektonisch bessere Lösung geschaffen werden. Der Neubau soll sich dem Hauptgebäude H47 unterordnen und so die Wichtigkeit des Hauptgebäudes H47 stärken. Im
Sinne des Weiterbauens soll der Neubau wie das best. Turmgebäude und das Werkstattgebäude H45 mit einer Sichtbacksteinfassade realisiert werden.
Die Bogenpflästerung des Innenhofes wird aus der bestehenden Pflästerung wiederhergestellt. Die
Fugen der Pflästerung schafft Raum für Spontanvegetation und einen sanften Übergang zu den Velo-,
und Parkplätzen. Diese bestehen aus Schotterrasen und sind unversiegelt. Die Fläche der Besucher-, und des Behindertenparkplatzes kann auch als gemeinschaftliche Aufenthaltsfläche bespielt werden.

Zwei Staudenbeete, ein Ersatzbaum sowie eine grosszügige erdgebundene Fassadenbegrünung zieren
den Innenhof und bieten Nahrung und Habitat für die Fauna.
Aus der Vogelperspektive sieht man auf verschiedenen Niveaus die vier üppig bepflanzten
Dachterrassen sowie eine Dachbegrünung. Die Terrassen weisen eine intensive Begrünung mit
Stauden, Gräsern und Kleinsträuchern mit unterschiedlichen Wuchshöhen auf. Die begehbaren
Flächen aus Holzplattformen sind möbliert. Auf den Gemeinschaftsterrassen finden Pergolas, welche
für die Essbereiche Schatten spenden, ihren Platz. Auf den Gemeinschafts-, sowie Privatenterrassen
werden Nischen für den Schutz der Privatsphäre sowie die Möglichkeit zum Urban Gardening mit
Hochbeeten geschaffen.

Das Projekt soll möglichst nachhaltig umgesetzt werden. Das bedeutet, dass die optimale Schnittstelle
zwischen den ökologischen, sozialen sowie den ökologischen Sichtweisen ermittelt werden muss.
Speziell bei diesem Projekt spielt nebst der Lebenszyklusbetrachtung von Kosten und Ökobilanz vor
allem die geschichtliche Gebäudesubstanz eine wesentliche Rolle.
Das Projekt beinhaltet einen integrierenden Nachhaltigkeitsansatz, welcher auf Basis des Standards „Nachahltiges Bauen“ in Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft definiert wird.

Aufgabenbereich konzeptS

Immobilienstrategie und komplette Architekturdienstleistungen über alle Leistungsphasen:

  • Immobilienanalyse
    Zustandsanalyse und Gebäudebewertung
  • Immobilienstrategie
    Ausarbeitung möglicher Szenarien
  • Planungsgrundlagen
    Detaillierte Gebäudeaufnahmen, 3D-Gebäudemodell und 2D-Werkpläne vom Bestand
  • Bauprojekt
    Entwurf und Erstellung  eines Vorprojektes unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Vorgaben, Kostenschätzung, Nachhaltigkeit, Bauprojekt, Kostenvoranschlag, Detailstudien, Bewilligungsverfahren
  • Ausschreibung
    Ausschreibungspläne, Ausschreibung, Offertvergleich, Vergabeantrag
  • Realisierung
    Werk- und Detailplanung, Bauleitung, Kostenkontrolle, Inbetriebnahme und Projektdokumentation

    Bauherrschaft
    privat

    Bearbeitungszeit
    seit 2018